Visuelle Darstellungen von Geflüchteten in den deutschen Medien 2010-2020
von Cassidy Chreene Whittle, M.S. Globale Medien und Kulturen – Deutsch
unter Beratung von: Dr. Britta Kallin, assoziierte Professorin für Deutsch, und
Dr. Richard Utz, Fachbereichsleiter und Professor, Literatur, Medien und Kommunikation
Karlsruhe: Mehr Geld für Asylsuchende
Frankfurter Allgemeine Zeitung / 18. Juli 2012 / Foto von dpa
Als Beilage zu dem Frankfurter Allgemeine Zeitung Artikel "Karlsruhe: Mehr Geld für Asylbewerber" vom 18. Juli 2012 zeigt dieses Foto drei männliche Geflüchtete, die den Kopf aus dem herausstrecken, was der Betrachter als ihre Flüchtlingsunterkunft annehmen kann. Mit der vagen Bildunterschrift, die keine weiteren Informationen über den Bildausschnitt oder die Motive, sondern lediglich die Aussage "Die derzeitige Höhe der Geldleistungen für Asylbewerber ist laut Verfassungsgericht 'offensichtlich unzureichend'" enthält, bleibt dem Betrachter viel Interpretationsspielraum. Das Foto wird der dpa zugeschrieben.
Nur ein Mann scheint sichtbar in die Kamera zu blicken, und keiner der Männer wird in dem Artikel näher beschrieben, weder namentlich noch mit anonymer Identität. In dem Artikel, der unter der Rubrik Politik mit dem Tag Bundesverfassungsgericht kategorisiert ist, werden die monatlichen Zahlungen des Bundes an Geflüchtete und die wenige Tage zuvor beschlossene Erhöhung von rund 225 Euro auf 336 Euro pro Monat und erwachsene Geflüchtete dargestellt. Statt sich auf die positiven Auswirkungen zu konzentrieren, die dieses zusätzliche monatliche Einkommen für einzelne Geflüchtete haben könnte, konzentriert sich der Artikel auf die zusätzlichen Kosten für die Kommunen, die sich auf bis zu 130 Millionen Euro belaufen können.
Die Verwendung eines Syndikatsfotos ohne identifizierende Faktoren in Verbindung mit diesem Artikel zeigt einen Mangel an Rücksichtnahme auf die einzelnen Geflüchteten und weiter, dass der Fokus der Frankfurter Allgemeine Zeitung für diesen Artikel sehr an die Wirtschaft gebunden war.