Visuelle Darstellungen von Geflüchteten in den deutschen Medien 2010-2020
von Cassidy Chreene Whittle, M.S. Globale Medien und Kulturen – Deutsch
unter Beratung von: Dr. Britta Kallin, assoziierte Professorin für Deutsch, und
Dr. Richard Utz, Fachbereichsleiter und Professor, Literatur, Medien und Kommunikation
Flüchtlinge auf Lampedusa warten auf den Transport nach Sizilien
Frankfurter Allgemeine Zeitung / 7. Oktober 2013 / Foto von AP
In dem Artikel "Bundesregierung lehnt Aufnahme von mehr Flüchtlingen ab" berichten Frankfurter Allgeimeine Zeitung-Politikjournalisten über die Entscheidung Deutschlands, trotz italienischer Bitten um Hilfe keine weiteren Geflüchteten über das hinaus aufzunehmen, was vor dem Untergang des Bootes vor der Küste Italiens vereinbart worden war, bei dem über 300 Geflüchtete aus Eritrea und Somalia ums Leben kamen. Die Bildunterschrift beschreibt die Frauen und Mädchen als "Flüchtlinge auf Lampedusa warten auf den Transport nach Sizilien".
Der Artikel zitiert Statistiken des Bundesinnenministeriums, wonach Italien im Jahr zuvor (2012) 15.000 Asylbewerber aufgenommen habe, während Deutschland 65.000 Geflüchtete aufgenommen habe. Diese Zahlen werden vom Sprecher des Ministeriums verwendet, um das Argument für eine gerechtere Verteilung unter den Geflüchteten in Europa zu plädieren.
Auf dem Foto wartet eine Reihe von Frauen und Mädchen im Teenageralter, die bunte Hijabs und andere Kopfbedeckungen tragen, was bei einigen wahrscheinlich auf eine muslimische Religion hindeutet, auf ihren Transport auf die Insel Sizilien. Es wird nicht angegeben, ob diese Gruppe von Frauen und Mädchen im Teenageralter den Untergang des Flüchtlingsschiffes überlebte oder ob sie vor oder nach dem Untergang des Schiffes in Lampedusa ankamen. Obwohl der gesamte Rahmen des Fotos nicht voll von Flüchtlingen ist, lassen sich zwei getrennte Linien deutlich erkennen, und die enge Haltung der Mädchen deutet auf eine möglicherweise überfüllte Einrichtung hin.
Es ist interessant zu sehen, wie ein Foto von Frauen und Mädchen zusammen mit einem Artikel verwendet wird, der Deutschlands mangelnde Bereitschaft beschreibt, mehr Geflüchtete aufzunehmen, da es auf den Wunsch hinweisen könnte, Sympathie für die Sache der Geflüchteten zu wecken. Indem die Journalisten eine nicht bedrohliche Darstellung verletzlicher Personen zeigen, wie Frauen und Kinder oft angesehen werden, sind sie von dem eher vor der Flüchtlingskrise vor 2015 geltenden Standard abgewichen, vor allem Fotos von männlichen Geflüchteten zu verwenden, die dann mit Terrorismus in Verbindung gebracht werden.