Visuelle Darstellungen von Geflüchteten in den deutschen Medien 2010-2020
von Cassidy Chreene Whittle, M.S. Globale Medien und Kulturen – Deutsch
unter Beratung von: Dr. Britta Kallin, assoziierte Professorin für Deutsch, und
Dr. Richard Utz, Fachbereichsleiter und Professor, Literatur, Medien und Kommunikation
Ein Baby weint in Edirne nahe der türkisch-griechischen Grenze, wo Flüchtlinge die Nacht verbracht haben
Frankfurter Allgemeine Zeitung / 4. März 2020 / Foto von AP
Dieses gefühlsbetonte Foto eines weinenden Babys, das auf einem scheinbaren Kleiderstapel liegt, wurde mit dem Artikel "Günther: Wir sollten ein Beispiel geben" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 4. März 2020 veröffentlicht. In der Bildunterschrift wird das Bild kontextualisiert als "Ein Baby weint in Edirne nahe der türkisch-griechischen Grenze, wo Flüchtlinge die Nacht verbracht haben" (Ein weinendes Baby in Edirne nahe der türkisch-griechischen Grenze, wo Flüchtlinge die Nacht verbracht haben).
Das unbegleitete Baby ist von Decken und Plastiktüten umgeben, die mit Gegenständen gefüllt sind, während es sich weinend die Augen reibt. Es ist unklar, ob es sich bei dem Baby um einen der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten handelt, die der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther aus griechischen Flüchtlingslagern aufnehmen will, oder ob es dem AP lediglich gelungen ist, ein Foto des Babys ohne die Anwesenheit der Eltern aufzunehmen, so dass es ein eindrucksvolles Foto eines minderjährigen Geflüchteten ist. Obwohl der Ministerpräsident seine Aktionen als "beispielhaft" sieht, behaupten viele Mitglieder der CDU, dass die Zulassung einiger Geflüchteter nur mehr Menschen motivieren würde, nach Deutschland zu kommen.
Durch den Fokus dieses Fotos auf ein junges und verletzliches Individuum im Gegensatz zu großen Gruppen, die gemeinsam migrieren, können die Journalisten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beim Betrachter ein gewisses Einfühlungsvermögen erzeugen, um vielleicht mit dem Ministerpräsidenten Günther in seiner Entscheidung übereinzustimmen, den Kindern zu helfen und sie in seinen Staat aufzunehmen.